Hier das DOGStoday-Interview im Originalwortlaut (im Heft wurde es gekürzt und redaktionell bearbeitet):

Vegan Dogs

Dr. Colin Goldner, langjährig erfahrener Hundehalter, spricht sich für vegane Ernährung von Hunden aus. DOGS today hat den klinischen Psychologen und Buchautor dazu interviewt.

Herr Goldner, bekommen Ihre Hunde tatsächlich überhaupt kein Fleisch in den Napf?

 

In meinem Haushalt leben derzeit die 7jährige Doggenhündin Kira und der 4jährige Rüde Butch. In der Tat werden die beiden aus ethischen Gründen konsequent vegan ernährt. Ich hielte es für unvereinbar mit meinem Gewissen, für die Ernährung der bei mir lebenden „Haus“tiere sogenannte Nutz“tiere zu opfern. Seit Anfang 1992 lebe auch ich selbst vegan.

Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Ich befasse mich seit Jahren mit der wissenschaftlichen Literatur zu Veganismus und halte diese Form der Ernährung, die nicht nur ohne Fleisch auskommt, sondern jedwedes tierliche Produkt ausschließt - also auch Milch, Käse, Eier usw. -, aus ethischen wie auch aus ökologischen Gründen für unabdingbar. Vor dem Hintergrund der ausufernden Massentierhaltung und der damit verbundenen Emission klimaschädlicher Treibhausgase müssen wir unsere Ernährungsgewohnheiten radikal umformen. Weg von dem irrwitzigen Fleischkonsum, dem jährlich zigMilliarden Tiere zum Opfer fallen und der die Lebensgrundlagen auf unserem Globus zerstört. Auch mit Blick auf die Ernährung unserer Hunde müssen wir umdenken: allein die 5,5 Millionen in Deutschland lebenden Hunde verzehren täglich mehr als 2000 Tonnen Fleisch bzw. fleischhaltige Nahrung. Wie Forschung und Erfahrungsberichte zeigen, können Hunde problemfrei vegan ernährt werden. Entgegen der ebenso weitverbreiteten wie falschen Auffassung, sie seien wie ihre wölfischen Vorfahren reine Fleischfresser und daher auf tierliche Proteine angewiesen, profitieren sie sogar gesundheitlich davon.

Was genau spricht denn gegen Fleisch oder fleischhaltiges Futter?

Das im Handel erhältliche  Dosen- oder Trockenfutter, mit dem die überwiegende Mehrzahl der Hunde hierzulande ernährt wird, besteht vor allem aus sogenannten „Nebenprodukten“ der Fleischindustrie, sprich: aus Schlachtabfällen, die für menschlichen Verzehr nicht zugelassen sind: Knochen, Knorpel, Weichteile, Blut, aber auch Klauen, Hufe, Federn usw. Diese „Abfälle“ - bis zu 50% pro „Schlacht“tier - werden auf billigem Wege an die Tierfuttermittelindustrie entsorgt, die sie, aufbereitet zu Hunde- und Katzenfutter, teuer verkauft. Ein Milliardengeschäft, das mit aufwändiger Propaganda - einschließlich längst widerlegter Falschbehauptungen - vorangetrieben wird. Aus Schlacht“abfällen“ gefertigtes Tierfutter macht das Grauen der Schlachthäuser noch profitabler als es ohnehin schon ist. Bezeichnenderweise führen die großen Hersteller keinerlei fleisch-, sprich: tierleidfreien  Produkte im Sortiment. Das vermeintlich naturnahe Ernähren der Hunde mit rohem Fleisch und Innereien - das sogenannte BARFing - unterliegt derselben Kritik. Fleischlose Kost kann im Übrigen einer Vielzahl von Krankheiten vorbeugen helfen: Allergien, Magen-/Darmstörungen, Gelenkproblemen usw. bis hin zu Tumoren.

 

Was genau füttern Sie?

Grundlage ist veganes Alleinfutter, wie es etwa von der Firma Pitti Boris hergestellt wird. In diesem auf Getreide basierenden Futter sind sämtliche Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung enthalten, es ist angereichert mit Hefen, Folsäure, Biotin, Mangan, Kupfer, Zink usw. sowie den  erforderlichen Vitaminen A, C, D3, E und einem B-Komplex (ähnliche Produkte gibt es auch von Yarrah, AmiDog oder Benevo). Überdies erhalten unsere Hunde täglich frisches Obst (Äpfel, Karotten usw.), das kleingeraspelt unter das Futter gemischt wird. Auch frische bzw. getrocknete Wildkräuter (Brennnessel, Schafgarbe usw.) werden untergemischt. Dazu kommen Reis, Kartoffeln, Nudeln, auch Gemüse - ungewürzt natürlich - von unserem eigenen Tisch. Das Futter wird mit heißem Wasser übergossen, so dass es aufquellen kann (und nicht im Magen aufquillt). Nach dem Abkühlen wird es den Hunden serviert. Um ganz auf der sicheren Seite zu sein supplementiere ich synthetisches Taurin, L-Carnitin und Vitamin B12. Zur Gebißpflege gibt es Maischips und doppelt hart gebackenes Hundebrot.

Und wie vertragen Ihre Hunde das vegane Futter?

Hündin Kira kam mit knapp sechs Monaten zu uns. Wir haben sie vom ersten Tag an vegan ernährt. Sie war noch nie  krank und ist auch als Seniorin quicklebendig und topfit. Selbstverständlich wird sie regelmäßig „auf Herz und Nieren“ untersucht: sämtliche Blutwerte liegen im Optimum. Ihre Verdauung ist völlig problemfrei, ihr Fell glänzt wie lackiert, mit 62kg hat sie Idealgewicht. Rüde Butch kam im Alter von zweieinhalb Jahren aus polizeilicher Beschlagnahme zu uns. Da wir über seine vorherige Ernährung nichts wussten, wurde er über einen Zeitraum von zwei Monaten, tierärztlich überwacht, an vegane Ernährung herangeführt. Auch seine Werte werden regelmäßig gecheckt. Er wiegt 82kg und strotzt vor Kraft. Kira und Butch sind nicht die ersten Hunde, die wir vegan ernähren. Auch ihre Vorgänger erhielten keine aus Tieren oder Tierprodukten hergestellte Nahrung und hatten ein überdurchschnittlich langes und gesundes Hundeleben.

Ist es denn sicher, dass in den veganen Fewrtigfuttern nur das drin ist, was draufsteht? Nicht doch eventuell versteckte tierische Produkte?

Was sollte der Beweggrund von Veganfuttermittelherstellern sein, tierliche Anteile in ihren Produkten zu verstecken?

Danke für das Gespräch.