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Telepathische Tierkommunikation


Telepathische Tierkommunikation

 

Als Pionierin der telepathischen Tierkommunikation (animal communication) gilt die US-Amerikanerin Penelope Smith, die seit Anfang der 1970er in weltumspannender Mission unterwegs ist, „Menschen zu lehren, mit Tieren zu kommunizieren“. Über zahllose Vorträge und Workshops, TV-Auftritte, Bücher, Videos und CDs hat sie der telepathischen Kontaktnahme mit Tieren ungeheuere Publizität verschafft; auch im deutschsprachigen Raum bietet ein mittlerweile unüberschaubar gewordenes Heer an Tierdolmetschern, Tierflüsterern und Tierkommunikatoren entsprechende Dienstleistungen an. Das ins Deutsche übersetzte Smith-Buch Gespräche mit Tieren von 1995 zählt zu den Offenbarungsschriften der Szene. In Tierheilpraxen wird die telepathische Kontaktnahme zum Tier zu diagnostischen respektive therapeutischen Zwecken eingesetzt.

Eigenen Angaben zufolge kommuniziere Frau Smith „mit dem individuellen Tier, das ein spirituelles Wesen ist mit einem speziellen Typ Tierkörper, so wie Menschen spirituelle Wesen sind mit einem menschlichen Tierkörper. Dieses Bewusstsein von Tieren als intelligente Wesen mit geistigem Wissen ist das Wesentliche für die Ungezwungenheit und Leichtigkeit, mit der Tiere mit mir kommunizieren und ihre Bereitwilligkeit, zu verstehen und sich positiv zu verändern. (...) Ich kommuniziere mit Tieren telepathisch, mittels Gedanken, Vorstellungen oder geistigen Bildern. Sie können auch Worte verstehen, indem sie die tiefere Bedeutung oder Vorstellung erfassen ebenso wie Gefühle und Ausdruck. Sie kommunizieren zurück zu mir auf die gleiche Weise, und ich übersetze ihre Gedanken in Worte für das menschliche Verständnis. Einige Tiere übertragen sogar Worte auf geistigem Wege, speziell die, die sehr nahe mit Menschen zusammenleben und so die Bedeutung der Worte gelernt haben oder diejenigen, die bereits vergangene Leben als Menschen verbracht haben.“

Gerne wird in der Szene auf den britischen Biologen Rupert Sheldrake verwiesen, der die „inter-species telepathic communication“ theoretisch begründet und empirisch belegt haben soll. Der unter Esoterikern als Superstar gehandelte Sheldrake hält unter Rückgriff auf seine viel zitierte Systemtheorie der „morphischen Felder“, in denen irgendwie „alles mit allem“ verknüpft sei, telepathische Kommunikation mit Tieren prinzipiell für möglich. In seinem Bestseller Der siebte Sinn der Tiere von 1999 führt er eine Unzahl einschlägiger Anekdoten und Fallgeschichten an – ausdrücklich bezieht er sich auch auf Penelope Smith –, einen auch nur ansatzweise tragfähigen Beleg findet man darunter freilich nicht.

„Die meisten Tiere“, so Frau Smith weiter, „sind bereit, jegliche Fragen über Ihre Gedanken und Wünsche zu beantworten, obwohl sie vielen Dingen andere Prioritäten als die Menschen einräumen. Sie haben aufgrund ihrer Körpertypen unterschiedliche Erfahrungen und Interessen, (...) daher können wir nicht erwarten, mit ihnen über menschliche Aktivitäten, die für sie nicht durchführbar sind, zu sprechen, wie z. B. Golf spielen oder über Börsengeschäfte. Wenn man ihnen die richtigen Fragen stellt, können sie sich ihrer Jugenderinnerungen und sogar vergangener Leben erinnern, die – wie bei Menschen – oft große Bedeutung für ihr jetziges Verhalten haben.“ Durch psychoanalytisch oder klientenzentriert gestaltete telepathische Kommunikation – laut Smith würden „die gleichen Techniken, die den Menschen helfen, ihre Probleme zu verarbeiten und ihre emotionalen Traumen zu bewältigen, bei Tieren ebenso und gewöhnlich schneller funktionieren“ – verschwänden Verhaltensprobleme im Handumdrehen, die Tiere würden „sichtbar aufgeweckter und aktiver oder entspannter [und] weniger krankheitsanfällig“. Als Beispiele ihrer Arbeit führt Frau Smith an: „Ein Rennpferd – eine Stute –, die oft gesiegt hatte und dann in eine Formkrise geriet, erreichte wieder kontinuierliche Platzierungen in Rennen, nachdem ich ihr geholfen hatte, ein mentales Trauma zu behandeln, das als Folge vergangener Verletzungen entstanden war. Ein anderes Pferd, das ich beraten habe, erinnerte sich an ein vergangenes Leben als erfolgreiches Rennpferd und zeigte in seinem nächsten Rennen eine so beeindruckende Leistung, dass es einem Dopingtest unterzogen wurde (obwohl natürlich keine Dopingmittel eingesetzt wurden), weil es so lange nicht gewonnen hatte.“

In der Praxis sieht die telepathische Kommunikation – bekannt auch als „shaman talk“ oder „soul touch“ – folgendermaßen aus: Eine ratsuchende Tierhalterin beauftragt die Tierdolmetscherin – in der Tat sind es fast ausschließlich Frauen, die entsprechende Dienste anbieten und fast ausschließlich Frauen, die sie in Anspruch nehmen –, mit dem zur Rede stehenden Tier in Kontakt zu treten. Dies kann über einen Hausbesuch geschehen, bei dem die Tierkommunikatorin sich in Anwesenheit von Tierhalterin und Tier in leichte Trance versetzt – über autogene Entspannung, Selbsthypnose (Meditation, Gebet, Anrufung von Schutzgeistern o. ä.) und/oder simple Veränderung des Atemrhythmus – und mit dem Tier in „mentale Verbindung“ tritt. Sie übermittelt dem Tier auf telepathischem Wege von der Tierhalterin zuvor aufgelistete oder auch adhoc gestellte Fragen und gibt dessen auf gleichem Wege zurückübermittelte Antworten verbal an die Tierhalterin weiter. (Die Fragen sind immer dieselben: Was denkt und fühlt mein Tier, warum verhält sich mein Tier anders als früher, warum ist es plötzlich so aggressiv, hat mein Tier Schmerzen, wovor hat mein Tier Angst, findet mein Tier bei mir die passende Umgebung etc.). „Neben den Fragen an die Tiere, ob sie Kummer haben oder wo ihnen etwas wehtut“, so Frau Smith, „kann ich mich in ihre Körper hineinversetzen, um schmerzende Bereiche oder blockierte Energie zu erfühlen und um ausfindig zu machen, wo tierärztliche oder tierheilkundliche Hilfe nötig ist.“ Darüber hinaus sei es möglich, einem Tier Ereignisse wie Operation, Umzug oder Familienzuwachs anzukündigen und zu erklären. Eine 15- bis 30-minütige Tierkommunikation „vor Ort“ kostet, je nach Prominenz der Kommunikatorin, zwischen 40 und 250 Euro (zuzüglich Spesen).


Vielfach wird telepathische Kommunikation auch als telephonische Fernberatung angeboten. Hierzu sind der Telepathin lediglich Angaben zu Tierart, Rasse, Geschlecht, Farbe und Aussehen zu machen, dazu des Namens, des Lebensalters und der Lebensumstände – insbesondere woher das Tier stamme und wie lange es bereits beim jetzigen Halter lebe – , sowie der zu stellenden Fragen. Die Fragenliste kann auch schriftlich eingereicht werden, am besten mit einem Photo des zu kontaktierenden Tieres. Nach erfolgter Zwiesprache mit dem Tier – auch spiritual channeling genannt – wird der Halterin ein Protokoll über Verlauf und Inhalt der telepathischen Unterredung ausgehändigt, womit die Dienstleistung beendet ist. Solches Protokoll – im folgenden Beispiel erstellt von Daniela Simon, Betreiberin einer Tierheilpraxis und Praxis für Geistiges Heilen im hessischen Ulrichstein über ihr telepathisches Gespräch mit einem alternden Hund – liest sich wie folgt:

Simon: „Hallo Hund! Ich bin die Dany. Dein Frauchen hat mich beauftragt, mit Dir ein Gespräch zu führen. Wie geht es Dir? Wie fühlst Du Dich?“ – Hund: „Ich bin ein zufriedenes Tier. Ich brauch nicht viel. Ich will nur verstanden werden. Ich kann nicht mehr so gut laufen (...). Früher war ich immer gleich überall dabei. Heute komme ich nicht mehr so überall mit. Sie könnte ruhig mal auf mich warten. Ich will auch mal wieder erster sein... Ich habe nicht mehr so viel Zeit. Die möchte ich genießen. Mit ihr erleben. In meinem Alter wünscht man sich mehr Zuspruch, als junge Hunde. Wenn das mit meiner Hüfte und den Gelenken schlimmer wird, dann kann ich bald gar nicht mehr laufen. Die Gelenke in den Vorderpfoten tun mir am meisten weh. Das ist fies. Vorne kann ich das Gewicht schlecht halten, wegen der Gelenke und Hinten zwickt die Hüfte. Treppen sind eine echte Qual. Wer sich das ausdenkt. Ich will immer wissen, dass ich ihr wichtig bin, weil ich sie unendlich liebe. Dann habe ich auch die Kraft, noch lange durchzuhalten. (...) So lange ich für mich selbst sorgen kann, werde ich das auch tun. Ich will ihr keine Last sein. Ich will unauffällig sein. Keinen Ärger machen. Meinen Dienst machen. Und wenn es nicht mehr so geht, dann hoffe ich auf einen warmen Rentenplatz. Den ich bestimmt auch bekomme. Ich bin ja eine treue Seele und das weiß sie. Sie liebt mich sehr. Das ist schön hier. Sag ihr bitte noch, dass ich sehr glücklich bin bei ihr.“

„Die Tierkommunikation“, wie Frau Simon erläutert, „hat weder was mit spiritueller Übersinnlichkeit noch mit Hexerei zu tun. Die Kommunikation mit Tieren erfolgt über die Fähigkeit der Telepathie. Eine Fähigkeit, die all unsere Tiere bis aufs excellenteste beherrschen, und die auch uns Menschen gegeben ist. Aufgrund der Evolution und des Erlernens anderer Kommunikationsfähigkeiten, wie das Sprechen, Lesen, Zeichnen, Deuten, wurde diese Fähigkeit mit der Zeit immer weiter zurückgebildet.“ Mit professioneller Unterstützung sei es indes möglich, diese verloren gegangene Fähigkeit wiederzuentdecken. Zahllose Workshops und Seminare werden zu diesem Zweck veranstaltet, auch und gerade für den tierhalterischen „Hausgebrauch“. Ein 2-tägiger Basiskurs bei Penelope Smith oder einer ihrer zahlreichen Adeptinnen kostet rund 150 Euro, ein 3-tägiger Aufbaukurs 400 Euro.


Im Kursangebot etwa der anthroposophischen Tierkommunikatorin Gudrun Weerasinghe heißt es: „Möchten Sie selbst lernen, mit Ihrem Tier geistig zu kommunizieren? Möchten Sie lernen sein Seelenbild, seine Aura, zu deuten? Lassen Sie Ihre Vorurteile außen vor und begeben Sie sich auf eine neue Bewusstseinsebene. Diese Ebene war seit jeher in Ihnen vorhanden und hat nichts mit Mystik oder Übersinnlichem zu tun. Mit Tieren zu interkommunizieren, wobei auch das Deuten der tierlichen Aura sehr unterstützend und hilfreich sein kann, ist ein völlig normaler und alltäglicher Vorgang, der in anderen Kulturkreisen seit Jahrtausenden ausgeübt wird und für dafür offene Menschen recht leicht zu erlernen ist. (...) Tiere wünschen sich nichts sehnlicher als mit uns Menschen, die wir ihnen helfen könnten, Gedanken, Wünsche, Vorlieben und Abneigungen auszutauschen (...) und uns ihre eventuellen Schmerzen, ihre psychischen oder körperlichen Defizite und die Gründe für ‘Verhaltensstörungen’ mitzuteilen.“ Sie selbst, so Frau Weerasinghe, die neben ihrer Tätigkeit als Esoterikberaterin als freischaffende Künstlerin tätig ist, habe seit je die Fähigkeit besessen, mit Tieren zu kommunizieren: „Schon in meiner frühen Kindheit teilten sich mir zum Beispiel die Nacktschnecken mit und ich wiederum übermittelte ihnen Erlebnisse aus meinem Leben. Noch heute faszinieren mich diese Wesen mit ihrer glockenreinen, weißen Seele.“ (Am Rande erwähnt sei der Umstand, dass Frau Weerasinghe bevorzugt im Güllesheimer Silberschnur -Verlag des Rechtsaußen-Esoterikers Trutz Hardo-Hockemeyer publiziert. )

Bedeutsam für die Tierheilpraxis ist der Umstand, dass über Tierkommunikation auch Aufschluss zu Diagnostik und Arzneimittelwahl gewonnen werden könne. Tiere seien in der Lage, selbst mitzuteilen, was ihnen fehle und welches Medikament sie bräuchten: „Viele unserer Tiere“, so Tierkommunikatorin Daniela Simon, „kennen sogar die homöopathische Arznei, die sie benötigen. Aufgrund meiner telepathischen Kommunikation mit den Tieren kann ich viele Arzneien beim Tier auf diesem Wege auch abfragen. Natürlich repertorisiere ich die Arzneien ebenso noch einmal durch, wie jeder Homöopath. Wenngleich das auch völlig überflüssig ist. Aber es ist eben noch mal eine kleine Bestätigung (...). Im Rahmen eines ‘Heilungsgesprächs’ stelle ich so die benötigte Arznei fest und kann auch Diagnosen erstellen und den Heilungsverlauf aufnehmen. Natürlich halte ich einen Vororttermin und eine tatsächliche Anamnese immer für sinnvoller, eine Fernbehandlung ist aber nicht unsicherer in Ergebnis. (...) Die Anamnese läuft in der Fernbehandlung über das Heilgespräch mit dem Tier und das ‘Abscannen’ des Tieres auf geistiger Ebene. Ich stelle so Schmerzzustände u. ä. fest und kann sie direkt lokalisieren und in bestimmte ‘Auslöser’ unterscheiden. (Bsp. ‘kommt vom Muskel, Sehnensache, Gelenk betroffen, Nervenleiden, welcher Wirbel...’) Wenn ich nun genau weiß, wo’s klemmt, werde ich tätig. Ebenso, wie das ‘Abscannen’ auf geistiger Ebene, kann ich nun die lokalisierten Stellen auf der selben geistigen Ebene auch behandeln. Ich gehe sogar so weit, dass ich benötigte Homöopathika auf geistiger Ebene verabreiche, indem ich den Patienten auf das benötigte Mittel einstimme.“

Längst haben auch verschiedene Tierheilpraktikerschulen Ausbildungsgänge in Tierkommunikation ins Programm genommen: an den ð Rolf-Schneider-Seminaren etwa umfasst eine entsprechende Weiterbildung für Tierheilpraktiker sechs Wochenenden, an denen die Teilnehmer unter Anleitung von Reiki-Meisterlehrerin Avana Ebertz lernen könnten, „auf intuitive Weise mit Tieren zu sprechen“. Die Ausbildung sei sehr praxisorientiert, Leiterin Ebertz hält, eigenem Bekunden zufolge, eine Vielzahl an „Übungen auf spirituelle und indianische Art“ bereit. Die Kosten liegen für RSS -Absolventen bei 990 Euro, für Externe bei 1.300 Euro. An der schweizerischen ð AnimalSpirit -Schule gibt es einen eigenständigen Ausbildungsgang zum Tierkommunikator. Er umfasst fünfeinhalb Wochenenden und beläuft sich auf 1.570 Euro (2.420 CHF). Inhaltlich besteht der Kurs aus einem Sammelsurium (pseudo) schamanistischer Praktiken – Trancereise, Visionssuche, Kontaktaufnahme mit dem „spirituellen Krafttier“ etc. –, die zur Entwicklung medialer und telepathischer Fähigkeiten beitragen sollen. Ziel sei die Befähigung zu „schamanischer Tierkommunikation“, einschließlich „sensitiv-intuitiver“ Diagnose und Therapie. Billiger geht es über das szenebekannte Channelingmedium Naira Miller: ein 2-Tage-Kurs kostet 180 Euro.

Tierkommunikatorinnen bieten ihre Dienste durchwegs auch als Begleitung von Tier und Halter an, wenn das Tier stirbt oder eingeschläfert werden muss: „Es besteht die Möglichkeit, ein unheilbar krankes Tier zu fragen, ob es weiterleben möchte oder ob es möchte, dass ihm beim Sterben geholfen wird. Viele Tiere sind mit Sterbehilfe einverstanden und es besteht die Möglichkeit für uns, die Verantwortung für die Entscheidung wenigstens ein Stück weit abzugeben.“ Aus dem Protokoll der Tierkommunikatorin und Reiki-Praktikerin Heike Uhde über ein von ihr geführtes mentales Gespräch mit einem Kaninchen, das Euthanasie bei Krankheit und fortgerücktem Lebensalter ausdrücklich begrüßt habe:

Kaninchen: „Ja, wir sind gerne Haustiere, wir haben uns diese Aufgabe ausgesucht und wollen sie zu eurer Zufriedenheit ausfüllen! (...) So lange Jahre dienen wir euch dann, haben wir dann nicht ein Anrecht auf einen würdigen Tod? Lasst uns nicht unnötig dahin vegetieren, in der freien Wildbahn hätte uns längst der Fuchs, der Adler oder der Wolf geholt. (...) Lasst uns gehen und wir werden euch glücklich zurück lassen, ihr werdet glücklich sein, denn wir müssen jetzt nicht mehr leiden, wir sind von Schmerz und Leid und den Qualen des Alters befreit, bereit für eine neue Aufgabe, bereit für neue Tage...“

Sterbende Tiere, wie Tierkommunikatorin Kate Solisti-Mattelon bestätigt, „machen uns ein großes Geschenk. Immer wieder sagen sie ihren Besitzern durch uns, dass der Tod ein Tor in eine andere Realität ist. Er ist nicht das Ende, sondern ein Übergang, der sie zurück zur Einheit mit der Quelle führt, bevor sie in einem neuen Körper zurückkehren.“ Insofern müsse man „keine Angst vor dem Einschläfern“ haben. Sie selbst habe vielen Klienten geholfen, „ihr Haustier in einem neuen Körper wiederzufinden“.

Das Protokoll Frau Uhdes über ein telepathisches Gespräch mit einer sterbenden 14-jährigen Katze liest sich wie folgt:

Katze: Die Kraft verlässt mich, die Energie zerrinnt. Ich sehe den Tunnel und das Licht, ich werde bald gehen (...) – Uhde: Möchtest du, dass ich [deinem Frauchen] noch etwas ausrichte? Katze: Sie soll eine Kerze für mich anzünden und mich in die Welt hinausgehen lassen. Was man liebt, lässt man gehen und kann dann in der Zukunft neue Wege gehen. So ist das. Zündet eine Kerze an und denkt an mich, ich werde eure Gedanken begleiten und langsam gehen, wenn ihr soweit seid. Wenn ich tot bin und mein Körper schlaff und kalt, soll sie mich begraben. (...) Mein Körper ist dann wohl versorgt. Meine Seele lasst reisen, lasst mich gehen, denn dann werden neue Wege frei, Wege zu Entwicklung und Reichtum. Ohne Tod gäbe es keine Veränderung, ohne Tod gäbe es kein Wachstum und ohne Tod gäbe es keine Ewigkeit.“

Auch Kommunikation mit toten Tieren ist möglich, die ihren vormaligen Besitzern aus dem Jenseits Rat und Lebenshilfe – von beruflichen und finanziellen Fragen bis hin zur Entscheidung bei der Wahl eines Lebenspartners – zuteil werden lassen. Die Kölner Tierkommunikatorin Petra Wiesmann führt zur „Kommunikation zwischen Mensch und verstorbenem Tier“ sogar eigene Aufbau-Workshops im Angebot, in denen sie ethische Maßstäbe setzt: „Leider wird im Umgang mit dem Reich der Toten oftmals die Demut vor der Schöpfung vergessen und das Kommunizieren verliert sich im Ego-Spiel und mutiert zum Plauderstündchen mit dem Jenseits. (...) Das Kommunizieren mit verstorbenen Tieren ist kein Übungsfeld, sondern sollte mit Bescheidenheit und ohne Eifer behandelt werden. Unsere Verstorbenen sind keine ‘Lebensberater’ und wollen auch nicht als solche missbraucht werden. (...) Jede Seele hat das Recht auf Entwicklung und mit dem stetigen ‘Anpeilen’ wird eine verstorbene Seele an die Materie gebunden. Hier ist eine klare ethische Grenze zu sehen.“ Der Kurs bei Frau Wiesmann dauert zwei Tage und kostet 168 Euro.
Der Grund, weswegen die Aussagen der Tierkommunikatorinnen in der Regel als zutreffend oder passend gewertet werden, liegt in erster Linie in der gläubigen Erwartungshaltung, mit der sie aufgenommen werden: wie bei der Konsultation von Hellsehern oder Astrologen fällt es der zahlenden Kundschaft nicht auf, dass die jeweiligen Aussagen so vage und vieldeutig gehalten sind, dass sie immer irgendwie zutreffen. Die etwas konkreteren Angaben, die zwischen Allgemeinplätzen („Ich wünsche mir mehr Zuspruch“) und simpler Affirmation beziehungsweise Paraphrasierung der gestellten Fragen („Ich liebe mein Frauchen“) zu finden sind, sind in banalster Weise hergeleitet aus dem äußeren Erscheinungsbild (Photo) des zur Rede stehenden Tieres sowie den zur Verfügung gestellten Daten („Ich bin alt und kann nicht mehr gut laufen“). Der Rest wird frei daherphantasiert und vor allem: dahermoralisiert, wobei die geneigte Kundschaft nach dem Prinzip selektiver Wahrnehmung „Treffer“ als unumstößlichen Beleg für die telepathischen Fähigkeiten der Kommunikatorin zu werten bereit ist, während nicht zutreffenden oder passenden Aussagen keine weitere Beachtung zugemessen wird.

Die Tierkommunikatorinnen unterliegen durchgängig entweder einer Selbsttäuschung – sie halten ihre Halluzinationen für Telepathie –, oder aber sie agieren in Betrugsabsicht. Wann und wo immer vermeintliche PSI-Fähigkeiten, zu denen Telepathie gehört, überprüft wurden, konnten sie widerlegt oder als Schwindel nachgewiesen werden. Auf die Existenz tatsächlicher PSI-Phänomene (benannt nach dem ersten Buchstaben des griechischen Wortes psyché = Seele) gibt es, trotz unzähliger gegenteiliger Behauptungen, keinerlei ernstzunehmenden Hinweis. Das von dem amerikanischen Trickspezialisten James Randi seit 1997 ausgesetzte Preisgeld in Höhe von 1 Million US-Dollars für den Nachweis derartiger Kräfte unter Laborbedingungen wurde bis heute nicht abgeholt.

Aus: Goldner, Colin: Vorsicht Tierheilpraktiker. Aschaffenburg, 2006



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