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- Deutsches Tierhilfswerk/aktion tier






 

Deutsches Tierhilfswerk

[4/2006 umbenannt in: aktion tier - Menschen für Tiere e.V.]

Millionen fließen in die Kassen der Werber

Beim Deutschen Tierhilfswerk (DTHW) fließt auch zwei Jahre nach der Verhaftung des früheren Vorsitzenden Wolfgang Ullrich, der mehr as 70 Millionen Mark veruntreut haben soll, nur ein kleiner Teil der Senden in konkrete Tierschutzprojekte. Der Verein, mit 280 000 Mtgliedern eine der größten Organisationen der Branche, steckte nach eigenen Angaben "in den letzten zehn Monaten acht Millionen Mark in die direkte Tierschutzarbeit". Die eingehenden Gelder liegen jedoch im gleichen Zeitraum um ein Vielfaches höher ­ ein Insider, der auf Spendenwerbung spezialisierte Unternehmer Harry Lermer, spricht von "über 40 Millionen Mark" im laufenden Jahr. Der neue DTHW-Vorstand nennt selbst keine Summe und will jetzt "einen Bericht erstellen". Ein erheblicher Teil der Mitgliedsbeiträge landet in den Kassen professioneller Werber, die seit vielen Jahren für den Verein tätig sind und auch im Management des DTHW Schlüsselpositionen einnehmen wie etwa den Vorsitz im sechsköpfigen Beirat des Vereins. Laut Verträgen, die im März 1999 ausgefertigt wurden, kassieren die Werberfirmen Service 94 in Hannover und Concept in Schönwalde bei Berlin von 1999 bis 2003 insgesamt 51,1 Millionen Mark als "Vergütung in Form eines Jahreswerbeetats". Der Verein ist nicht als gemeinnützig anerkannt.

DER SPIEGEL Nr. 47 vom 20.11.2000 Seite 18 [Panorama]


Tierische Geschäfte 

Der Spendenverein Tierhilfswerk hat kräftig zugelangt. Nach dem Skandal in Deutschland ist nun auch das österreichische Tierhilfswerk im Visier von Finanz und Staatsanwalt.  

Wien (OTS)

Schnelle Autos, Schweizer Konten und eine fehlende halbe Milliarde Schilling wurden für das Europäischen Tierhilfswerk vorerst zum Fallstrick: Dessen Bosse sitzen in U-Haft. Jetzt wird es auch für den heimischen Ableger Tierhilfswerk Austria (THWA) enger, berichtet das österreichische Industriemagazin in seiner am Montag (1. Oktober) erscheinenden Ausgabe: Der gemeinnützige Verein durfte sich in den letzten Jahren über einen warmen Geldsegen von mehreren hundert Millionen Schilling freuen. Was die Spender weniger freuen wird: üppige Provisionszahlungen für Keiler, Personalspesen und Fuhrparkkosten und fressen die milden Gaben zu einem guten Teil auf. Jetzt dräut für das THWA Ungemach: Gegen den mutmaßlichen Selbstbedienungsladen laufen gerichtliche Voruntersuchungen wegen des Verdachtes auf Irreführung der öffentlichkeit. Spät aber doch beginnt sich auch die Finanz für die tierischen Geschäfte zu interessieren. 

OTS-PRESSEAUSSENDUNG www.ots.at  OTS0132 5 II 0180 NEF008 CI 27.09.2001 


 

Melkkuh Tierfreund

Verein wirbt weiter um Mitglieder. Skandalschatzmeister nach wie vor im Amt

Von Philipp Horstmann

 

260.000 zahlende Mitglieder zählt das Deutsche Tierhilfswerk (DTHW). Mit monatlichen Beiträgen zwischen 5 und 13 Euro spülen sie jährlich rund 16 Millionen Euro in die Vereinskassen... ...Während der alte Vorsitzende in Untersuchungshaft sitzt, setzt das DTHW seine umstrittenen Werbemethoden fort. Mit grausamen Bildern versucht es, Passanten zur Mitgliedschaft zu überreden. Die vorzugsweise jugendlichen Drücker erzählen gerne von Kampagnen und Presseoffensiven, mit denen der Verein Abhilfe schaffe. Die Pressesprecherin war jedoch nicht bereit, der taz telefonisch eine einzige Kampagne zu nennen. Auch schriftliche Anfragen der taz blieben unbeantwortet. Der Ticker der Deutschen Presseagentur erwähnt den Verein fast nur im Zusammenhang mit Spendenskandalen. Davon weiß der überrumpelte Passant nichts. Eine Verankerung des Tierschutzes im Grundgesetz oder der Stopp von qualvollen Tiertransporten scheinen unterstützenswerte Anliegen zu sein. "Die Einzugsermächtigung kann ich jederzeit widerrufen", unterschreibt er beruhigt. Dass die Mitgliedschaft aber mindestens zwei Jahre dauert, steht nur im Kleingedruckten auf der Rückseite. Diese Methoden sind nicht verboten, denn das DTHW hat bereits 1991 seine Gemeinnützigkeit verloren. Einige Tierschutzorganisationen, wie der Deutsche Tierschutzbund, schließen daher jede Zusammenarbeit mit dem DTHW aus. Andere sind wenig kritisch und leihen sich sogar Geld beim unseriösen Konkurrenten auf den Spendenmarkt. Noch im vergangenen Jahr hat das DTHW dem Naturschutzbund (Nabu) in Hamburg einen Kredit von 275.000 Mark zu "günstigen Konditionen" gewährt, wie ein Nabu-Sprecher der taz bestätigte. Andere Vereine wie die Seehundaufzuchtsstation in Norddeich werden von den vermeintlichen Tierschützern mit Fahrzeugen oder ähnlichem gesponsert, kleineren Organisationen überweisen sie ein paar hundert Euro. Bei dem Haushaltsvolumen von geschätzten 16 Millionen Euro sind das Peanuts. Die unterstützten Vereine müssen aber als Kooperationspartner herhalten. Mit fremden Projekten wird dann im Internet und an den Drückerständen um weitere Mitglieder geworben. Nicht nur seinen umstrittenen Methoden, auch alten Köpfen ist das DTHW treu geblieben. Als amtierenden Vorstand weist das Vereinsregister Hans-Georg Raubach aus. Raubach war bereits Schatzmeister, als Spendenmillionen zu Ullrich nach Thailand strömten. Raubach will von den Praktiken natürlich nichts gewusst haben. Eine weitere schillernde Person im Tierhilfswerk ist die Rechtsanwältin Evelyne Menges. Sie saß bis zur letzten Wahl für den rechtslastigen Bund Freier Bürger (BfB) im Münchner Stadtrat. Als sich die vom Verfassungsschutz beobachtete Partei auflöste, trat sie zur CSU über. Neben dem Tierhilfswerk vertritt sie auch eine Organisation namens Mut e. V. Auch dieser Verein ist mit dem DTHW eng verflochten und wirbt mit kostenpflichtigen Infoständen in Einkaufzentren und Bahnhöfen mit DTHW-Methoden um Mitglieder. Wer nicht unterschreibt, wird nicht selten übel angeraunt. Menges gilt als Expertin für Vereins- und Stiftungsrecht. Sie weiß, wie man mit Vereinen Geld machen kann.

taz Nr. 6816 vom 2.8.2002

 


Veruntreuung

Zwölf Jahre Haft für Tierhilfswerk-Chef Gemeinsam mit seinem Stellvertreter und Steuerberater hat Wolfgang Ullrich mindestens 54 Millionen Mark veruntreut. Für den Tierschutz blieb nur ein Bruchteil. Der langjährige Vorsitzende des Deutschen Tierhilfswerks, Wolfgang Ullrich, ist wegen Untreue zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er habe mindestens 54 Millionen Mark auf seine eigenen Konten abgezweigt, für den Tierschutz sei nur eine "unwesentliche Größenordnung“ übrig geblieben, stellte das Landgericht München am Dienstag in der Urteilsverkündung fest. Ullrichs Stellvertreter Eduard Baumann wurde zu achteinhalb Jahren, sein Steuerberater Udo Lischka zu vier Jahren Haft verurteilt. Die Verteidiger kündigten Revision an. Der Prozess hatte fast zwei Jahre gedauert. Undurchschaubares Geflecht Der Vorsitzende Richter sagte, das Trio habe ab 1994 ein kaum mehr durchschaubares Firmengeflecht aufgebaut, um die Veruntreuung der Gelder zu verschleiern. über 54 Millionen Mark aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen für das Deutsche Tierhilfswerk DTHW seien über eine so genannte "Stiftung Europäisches Tierhilfswerk“ an die Scheinfirma Chartex und letztlich "auf die Konten des Angeklagten Ullrich“ geflossen. Der aus dem Drückermilieu stammende Ullrich habe die Summen zum Teil in Firmen investiert, eine Jacht für 1,5 Millionen Mark gekauft und seiner Freundin sowie seinem "persönlichen Handlanger“ Baumann je sechs Millionen geschenkt. Im thailändischen Badeort Pattaya, wohin sich Ullrich abgesetzt hatte, war er der Polizei bereits durch Verschwendungssucht aufgefallen, als 1999 der internationale Haftbefehl eintraf. Gemeinnützigkeit des Vereins 1994 aberkannt Das Finanzamt hatte dem DTHW schon 1994 die Gemeinnützigkeit aberkannt, die Stadt München verhängte ein Spendensammelverbot. Aber die DTHW-Vereine seien von dem Trio an der Nase herumgeführt worden. Die meisten Delegierten hätten "Katzenfutter verteilen können, aber nicht solche Organisationen kontrollieren“, sagte der Vorsitzende Richter. Steuerberater Lischka sei der "geistige Urheber“ der verschachtelten Strukturen gewesen. Dabei habe er ausgenutzt, "dass die Stiftungsaufsicht in der Schweiz ja sehr flapsig gehandhabt wird“. Bei Ullrich und Baumann wurden rund 20 Millionen Mark sichergestellt. Wegen eines "misslungenen Gesetzes“ hätten Geschädigte allerdings nur drei Monate Zeit, darauf zuzugreifen, sagte der Richter. Lehrjahre als Drücker Die Staatsanwaltschaft hatte das Trio ursprünglich wegen Spendenbetrugs angeklagt. Die Vereine seien aber nicht zu dem Zweck gegründet worden, um an die Spendengelder und Mitgliedsbeiträge zu kommen. Deshalb seien die Angeklagten wegen Untreue zu verurteilen gewesen, erklärte der Richter. Die Wirtschaftsstrafkammer hatte in dem zweijährigen Prozess über 70 Zeugen und Gutachter vernommen, über 1000 Aktenordner mussten ausgewertet werden. Ullrich und Lischka hatten die Vorwürfe bis zum Schluss bestritten, lediglich Baumann legte ein Teilgeständnis ab. Der wegen Betrugs und Totschlags vorbestrafte Baumann sei seinem Chef Ullrich als "Vasall und Knecht“ bedingung 12-Dez-2010 der früher für Verlage und eine Ambulanz Geld gesammelt hatte, hatte den Vorsitz des DTHW 1994 von seiner Mutter übernommen.

sueddeutsche.de/AP 2.4.2003

 


 
Tierschutz: Wie Firmen mit der Tierliebe Millionen machen 

Wir begegnen ihnen. In Fußgängerzonen, auf öffentlichen Plätzen: Menschen, die mit aufwühlenden Fotos von gequälten Kreaturen um Spenden bitten - für den Tierschutz. Doch Vorsicht, nicht alle Organisationen halten, was sie in ihrer Werbung versprechen. An den bundesweiten Ständen des Deutschen Tierhilfswerks schreiben sich täglich neue Mitglieder ein - im Glauben, engagierte Projekte zu unterstützen. Was genau passiert mit den rund zwölf Millionen Euro, die der Verein jedes Jahr einnimmt? Bewegende Bilder appellieren an die Tierliebe der Passanten. So kommen stattliche 12,5 Millionen Euro im Jahr zusammen. Doch was vielen nicht auffällt: eigene Projekte für den Tierschutz hat das Deutsche Tierhilfswerk kaum. Stattdessen werden meist kleine Tierschutzvereine unterstützt, wie das Tierheim Koppelweide in Wiehl bei Köln.Die Werbung für das Deutsche Tierhilfswerk steht im Vordergrund. Diese Erfahrung zumindest machte Heidelore Sondermann. 2000 Euro Unterstützung bekam sie im Monat - für rund 500 Tiere. Aber dafür sollte sie unentwegt Werbung machen. Das sah sie kritisch.

Heidelore Sondermann, Tierheim Koppelweide: "Diese ständige Forderung für mehr öffentlichkeitsarbeit. Wobei ich also bei jeder Gelegenheit versucht hab, positiv das Deutsche Tierhilfswerk zu erwähnen, weil wir auch dankbar sind oder waren für diese 2000 Euro, da kann ich ja gar nichts negativ zu sagen, ne. Aber mehr konnte ich auch nicht machen. Ich hab dann geschrieben, ich könnte nicht noch mit einer Fahne jeden Tag durch Wiehl laufen. Wir fahren schon mit dem Auto durch die Gegend, fahren da Werbung, haben's auf der Internetseite, haben's am Eingang, das Emblem. Also, mehr weiß ich auch nicht."

Die Werbung nahm für Heidelore Sondermann schließlich so viel Zeit in Anspruch, dass sie auf die 2000 Euro verzichten musste. Ist die Werbung das wichtigste Anliegen? In Süddeutschland treffen wir einen ehemaligen Mitarbeiter aus der Führungsetage des Deutschen Tierhilfswerks. Er ist enttäuscht, weil nur sehr wenig Geld tatsächlich in den Tierschutz fließt. Offen will er nicht vor die Kamera treten. Reporter: "Wie viel Geld nimmt das Deutsche Tierhilfswerk ein und wie verteilen sich die Gelder?"

Ehemaliger Mitarbeiter Deutsches Tierhilfswerk: "Von den rund 12,5 Millionen Euro, die jedes Jahr eingenommen werden, gehen ungefähr 2 bis 3 Millionen in die Verwaltung. Der größte Batzen aber sind 6,5 Millionen Euro für zwei Werbefirmen, die Mitgliederwerbung betreiben, um an neue Gelder zu kommen. Das hat mit Tierschutz gar nichts zu tun."Geld, noch mehr Geld fürs Tier? Die Gemeinnützigkeit wurde dem Verein schon vor vielen Jahren entzogen. Wohin also fließen die Einnahmen? MONITOR liegen interne Zahlen vor. Vor allem der Vorstand verdient gut. Neben Reisekosten und Spesen erhalten die vier Vorständler pauschal viel Geld, obwohl es ein Ehrenamt ist. So der Vorsitzende [Name vorläufig entfernt *]: 60.000 Euro im Jahr. Hans-Georg Raubach: 36.000 Euro. Rainer Schnittker: 24.000 Euro, und schließlich Manfred Fuchs mit 18.000 Euro. Macht glatte 138.000 Euro Aufwandsentschädigung im Jahr, wie gesagt für eine ehrenamtliche Tätigkeit.

[Name vorläufig entfernt *], Vorsitzender Deutsches Tierhilfswerk: "Natürlich ist es ein Ehrenamt, das ist auch ganz klar in der Satzung geregelt, aber ein Ehrenamt beinhaltet nicht ausschließlich die Tatsache, dass es völlig ohne eine jegliche Aufwandsentschädigung gemacht wird. Und ich kann da in diesem Zusammenhang..."

Reporter: "Aber Sie haben doch noch Geschäftsführer."

[Name vorläufig entfernt *]: "Selbstverständlich haben wir Geschäftsführer, und ich bin auch sehr froh darüber, dass wir die beiden Geschäftsführer haben, weil ohne die wäre es also auch in keinster Art und Weise machbar."

Dr. Christoph Müllerleile, Deutscher Fundraisingverband: [vorläufig entfernt *]

Notleidend sind offenbar nicht nur die Tiere, sondern auch die Vorstände des Deutschen Tierhilfswerks.

Weiter auf Spurensuche. Wir sehen Verträge ein, die mit zwei Werbefirmen abgeschlossen wurden. Die Firmen Service 94 und Concept erhalten zusammen rund 6,5 Millionen Euro im Jahr für die Werbung - während der Vertragslaufzeit seit 1999 nicht weniger als 25 Millionen Euro.

Dr. Christoph Müllerleile, Deutscher Fundraisingverband: [vorläufig entfernt *]

So die Meinung eines Experten. MONITOR liegt außerdem eine notarielle Urkunde vor, die ein pikantes Detail enthüllt: Beide Firmeninhaber, Michael Reichhardt und Frank Kroll, sind gut befreundet mit dem Vorsitzenden des Tierhilfswerks. Noch im Jahr 2001 hatten alle drei die gemeinsame Automatenaufstellerfirma Karo. Im selben Jahr wurden die Verträge unterschrieben. Doch von Klüngel, von Kumpanei will man nichts wissen.

Reporter: "Sie haben eine Firma mit den beiden Herren Kroll und Reichhardt und verhandeln als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierhilfswerks. Gibt es da einen Interessenkonflikt?"

[Name vorläufig entfernt *], Vorsitzender Deutsches Tierhilfswerk: "Es war in diesem Zusammenhang sehr hilfreich, dass ich sowohl von der Firma Service und von der Firma Concept GmbH bzw. von deren Geschäftsführern weiß, dass sie dem Thema, denn das Deutsche Tierhilfswerk vertritt nämlich das Thema Tierschutz, sehr zugetan sind. Und dass es nicht ausschließlich um eine wie auch immer geartete wirtschaftliche Motivation ging, das ist völlig unmöglich in diesem Bereich, sondern sie diesem Thema Tierschutz und dem deutschen Tierhilfswerk sehr zugetan sind. Und von daher war das natürlich hilfreich."

Ausflüchte für teure Werbung, aber mit edlen Motiven? Angeblich auf Jobsuche stellen wir uns in einer unwirtlichen Gegend bei einer Firma vor. Sie wirbt per Telefon Mitglieder für das Tierhilfswerk.Nachgestellte Situation:

Bewerberin: "Mit welchen Aktionen des Deutschen Tierhilfswerks soll ich denn Mitglieder werben?"

Angestellter: "Also, mit Zahlen und Fakten dürfen Sie erst gar nicht anfangen. Sie müssen ganz aus dem Bauch heraus argumentieren. Sie können sagen: Das Tierhilfswerk engagiert sich gegen den Robbenfang und auch gegen den Walfang."Aktionen gegen den Robbenfang hat es nie gegeben. Gegen den Walfang vor zehn Jahren.

Reporter: "Wieso wird ein neuer Werber aufgefordert, zu sagen den neuen Mitgliedern, Sie würden Aktionen in Robben- und Walfang machen?

[Name vorläufig entfernt *], Vorsitzender Deutsches Tierhilfswerk: "Wie gesagt, diese Frage kann ich nur dahingehend interpretieren, dass Sie sie in irgendeiner Form, dass Ihnen diese Information zugetragen wurde. Mir ist so etwas nicht bekannt, und ich kann mich auch an keinen Fall erinnern, in dem das Tierhilfswerk oder Vertreter des Tierhilfswerkes genau das getan haben sollen."Und wer kontrolliert, was die Werbefirmen versprechen?

Die Bilanz des Deutschen Tierhilfswerks: Rund 12,5 Millionen Euro werden jährlich eingenommen. 6,5 Millionen gehen an die befreundeten Inhaber der großen Werbefirmen. 2,5 Millionen Euro sind für Verwaltung und Mitgliederbetreuung, und nur 3,5 Millionen, also gerade mal ein Viertel der Einnahmen, fließen direkt an kleine Tierschutzvereine. Doch deren Hauptaufgabe ist es offenbar, wieder neue zahlende Mitglieder zu werben.

Das Geschäft mit der Tierliebe floriert. Vorerst schreiben sich täglich neue Tierfreunde als Mitglieder ein. Die sollten wissen: Erst nach dreieinhalb Jahren fließt ihr erster Euro wirklich in den Tierschutz.

Monitor/ARD Nr 512 vom 20.11.2003

* Auf anwaltliche Intervention des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Tierhilfswerkes [und heutigen Vorstandsvorsitzenden der Nachfolgeorganisation aktion tier] wurde dessen Name, zusammen mit den ihn betreffenden Aussagen des Dr. Müllerleile, vorläufig von dieser Seite entfernt. Dr. Müllerleile, so eine dem anwaltlichen Schreiben vom 28.11.2007 beigefügte Unterlassungserklärung, habe seine bei Monitor/ARD getätigten Äußerungen insofern zurückgenommen (anderweitig sind diese Äußerungen im Netz möglicherweise noch nachlesbar).  rage&reason hat weder mit dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Tierhilfswerkes noch mit Dr. Müllerleile irgendetwas zu tun.


Warnung vor "dubiosem Verein"

LEUTKIRCH - Helmut Engelhardt, Vorsitzender des Leutkircher Tierschutzvereins, fürchtet um den Ruf seines Vereins. Grund ist der Infostand des Vereins "Aktion Tier - Menschen für Tiere" während des letztes Standkonzertes auf dem Kornhausplatz. "Dieser Verein ist dubios", sagt Engelhardt. "Wir warnen vor ihm und distanzieren uns von ihm."

"Wir haben mit diesem Verein nichts zu tun", macht Helmut Engelhardt klar. Auch der Deutsche Tierschutzbund - die Dachorganisation der deutschen Tierschützer - arbeitet nicht mit dem Verein "Aktion Tier - Menschen für Tiere" zusammen. Denn hinter diesem Namen verbirgt sich das frühere "Deutsche Tierhilfswerk" (DTHW). So hieß der Verein bis April, wie man auf der Homepage (www.tierhilfswerk.de) nachlesen kann. Mit dieser Umbenennung sei aber nur das äußere Auftreten verändert worden, sagt Evelyn Ofensberger vom Deutschen Tierschutzbund.

54 Millionen Euro veruntreut

Denn das DTHW hat in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Unter anderem ist dessen langjähriger Vorsitzende Wolfgang Ullrich 2001 wegen Untreue zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er habe mindestens 54 Millionen Mark auf seine eigenen Konten abgezweigt, für den Tierschutz sei nur eine "unwesentliche Größenordnung" übrig geblieben, stellte das Landgericht München damals bei der Urteilsverkündung fest. Auch Ullrichs Stellvertreter Eduard Baumann wurde zu achteinhalb Jahren, sein Steuerberater Udo Lischka zu vier Jahren Haft verurteilt. Der "Spiegel" hatte bereits im November 2000 berichtet, dass Ullrich mehr als 70 Millionen Mark veruntreut haben soll.

Das WDR-Magazin "Monitor" hatte Ende 2003 berichtet, dass das "Deutsche Tierhilfswerk" jährlich rund 12,5 Millionen Euro einnimmt. Laut einem ehemaligen Mitarbeiter der Organisation, der in dem TV-Beitrag anonym bleiben wollte, seien jährlich etwa zwei bis drei Millionen Euro in die Verwaltung geflossen und knapp sieben Millionen Euro allein in Werbung investiert worden. Laut "Monitor" hätten sich die Vorstände des Vereins - obwohl ehrenamtlich tätig - eine üppige Aufwandsentschädigung genehmigt. Die Werbung stünde für den Verein im Vordergrund, denn eigene Projekte für den Tierschutz habe das Deutsche Tierhilfswerk kaum, hieß es im Beitrag. "Das hat mit Tierschutz gar nichts zu tun", gab der ehemalige DTHW-Mitarbeiter zu Protokoll.

Helmut Engelhardt vom Leutkircher Tierschutzverein befürchtet nach dem Auftritt des Vereins "Aktion Tier - Menschen für Tiere" am vergangenen Freitag, dass jetzt auch in Leutkirch einige einen Mitgliedervertrag bei der Organisation unterschrieben haben. Für Engelhardt ist es aber äußerst fraglich, ob die Mitgliedsbeiträge oder Spenden wirklich dem Tierschutz zugute kommen.

Verletzte Taube als Beweis

"Dass der Verein sich nicht wirklich um Tiere kümmert", so Engelhardt, zeige das Verhalten der Infostand-Betreiber am Freitag. Als dort Passanten eine verletzte Taube versorgen lassen wollten, seien sie von den zwei Vertretern des Vereins "Aktion Tier - Menschen für Tiere" abgewimmelt worden. "Die hatten kein Interesse, dem Tier zu helfen", sagt Engelhardt. Das passierte erst, als sich ein Mitglied des Leutkircher Tierschutzvereins - informiert von der Polizei - um die Taube kümmerte und zu einem Tierarzt brachte.

Ein "schlechtes Gefühl" hatte auch Ordnungsamtsleiter Elmar Haag gehabt, als der Verein "Aktion Tier - Menschen für Tiere" seinen Infostand genehmigen lassen wollte. "Anfangs habe ich die Genehmigung verweigert, weil mir nicht ganz wohl war und die Stadt eigentlich örtliche und gemeinnützige Vereine bevorzugt", sagt Haag. Und er habe sich schon gewundert, was ein Tierschutzverein aus Berlin, der nicht gemeinnützig sei, in Leutkirch wolle. "Doch es gab leider für uns keine gesetzliche Grundlage, den Stand zu verbieten", sagt Haag.

szon.de vom 30.6.2006


[Eigenwerbung]

Deutsches Tierhilfswerk e.V. heißt jetzt: aktion tier - Menschen für Tiere e.V.


Berlin/München, 4.4.2006

Das Deutsche Tierhilfswerk e.V. (DTHW) heißt jetzt aktion tier – Menschen für Tiere e.V.. Nach fast 20 Jahren verabschiedet sich das DTHW von seinem bisherigen Namen und wendet sich einem zeitgemäßen Auftritt zu. Mit dem neuen Namen möchten wir unserer Philosophie, uns aktiv zum Wohle und Schutz der Tiere einzusetzen, besser Ausdruck verleihen. Die Vielzahl unserer Projekte hat dies bereits in der Vergangenheit dokumentiert und aktion tier - Menschen für Tiere e.V.“ soll diese Dynamik auch in die Zukunft transportieren.

An unserer bewährten Unterstützung für den lokalen Tierschutz wird dies jedoch nichts ändern. Auch zukünftig werden fast 200 Tierschutzorganisationen durch aktion tier – Menschen für Tiere e.V. gefördert werden. Unter dem Motto „Tierschutz kennt keine Grenzen“ haben wir seit geraumer Zeit die Notwendigkeit unserer Arbeit über die Grenzen hinweg erkannt. aktion tier – Menschen für Tiere e.V. wird seinen Anteil daran leisten, Missstände im Tierschutz in einem zusammen wachsenden Europa zu bekämpfen.

Dabei wird uns nicht nur ein neuer Name begleiten, sondern auch ein neues Logo. Darin enthalten ist ein Pinguin, der unseren Verein und seine Projekte in Zukunft symbolisieren soll. Der Verein aktion tier – Menschen für Tiere e.V. hat seinen Sitz nach wie vor in München und ist vom dortigen Registergericht eingetragen.

Der Tierschutzverein aktion tier – Menschen für Tiere ist einer der größten Tier- und Artenschutzvereine Deutschlands. Jeden Monat unterstützt der Verein rund 200 Kooperationspartner in Deutschland und im Ausland mit umfangreichen Sachmitteln und der Bereitstellung direkter finanzieller Hilfe. Möglich ist dies durch die großzügige und treue Unterstützung der rund 210.000 Mitglieder. (...)

aktion tier – Menschen für Tiere e.V.


Für eine bessere Spendenkultur

Aktion Tier – ehemals Deutsches Tierhilfswerk
Undurchsichtig und wenig Geld für Tierschutz


Ein Veruntreuungsskandal durch den damaligen Vereinsvorsitzenden bestimmte jahrelang die Schlagzeilen zum DTHW Deutschen Tierhilfswerk. Im Dezember 2005 beschloss die Mitgliederversammlung schließlich die Änderung des Vereinsnamens auf Aktion Tier – Menschen für Tiere. Trotz der negativen Erfahrungen ist der heute noch 210.000 Mitglieder zählende Verein nicht transparent geworden. Bei konkreten Anfragen von CharityWatch.de hüllten sich der Vorstandsvorsitzende Holger Knieling und seine Kollegen in Schweigen. Die Vereinseinnahmen in Höhe von jeweils gut zwölf Millionen Euro in 2006 und 2007 sind grundsätzlich streng vertraulich. Noch mehr gilt das für die Ausgaben. Trotzdem konnte CharityWatch.de einiges recherchieren, das in Summe kein gutes Bild auf den Verein und seine Führung wirft.


Vorgeschichte. Wolfgang U. war langjähriger Vorsitzender beim Deutschen Tierhilfswerk e.V. und hat als solcher einen der größten Spendenskandale Deutschlands ausgelöst. Anfang 2001 hatte das DTHW laut Protokoll einer Mitgliederversammlung 263.037 Mitglieder. Dieses Protokoll besagt auch, dass die Gelder zu Zeiten von Wolfgang U. zu „weniger als zehn Prozent für den aktiven Tierschutz“ ausgegeben wurden. Der Großteil verschwand über ein Firmennetz in verschiedenen Taschen. Ob und mit welchem Erfolg das geschädigte Tierhilfswerk Schadensersatz bei den Verantwortlichen geltend machte, wurde auf Anfrage nicht beantwortet. 2003 verurteile das Landgericht München Wolfgang U. wegen Veruntreuung von Vereinsgeldern in Höhe von 30 Millionen Euro zu zwölf Jahren Haft. In 2006 wurde er nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Strafe auf Bewährung entlassen. Sein Anwalt Heinz B. nutzte die Haftzeit von Wolfgang U., um sich an dessen Vermögen zu bereichern. Rund 3,4 Millionen Euro schaffte er beiseite und kassierte dafür sechseinhalb Jahre Haft.

Jahreszahlen. Trotz des Skandals ist auch der neue Vorstand nicht bereit, der Öffentlichkeit Finanzzahlen zur Verfügung zu stellen. Dennoch liegt CharityWatch.de eine Präsentation der Jahresrechnung 2007 des Steuerberaters und Wirtschaftsprüfers Detlef Ortseifen vor, die aus gut informierten Kreisen stammt. Demnach wurden von 13,15 Millionen Euro Gesamtaufwendungen 9,48 Millionen Euro oder 72,1 Prozent für „satzungsgemäße Aufwendungen“ verbucht. Von diesen satzungsgemäßen Aufwendungen wurde der Großteil in Höhe von 5,87 Millionen Euro wiederum für „Aufklärung und Prävention“ ausgegeben. Die Zeitschrift „Mensch und Tier“ schlägt mit 735.000 Euro zu Buche. Nach Abzug weiterer 425.000 Euro für „sonstige Maßnahmen“ blieben für „Zuwendungen an Tierheime und Kooperationspartner“ gerade einmal 2,46 Millionen Euro übrig - noch weniger als im Vorjahr. Gemessen an den Gesamtaufwendungen waren das 18,7 Prozent.

Kooperationspartner. Ebenso wie die Jahreszahlen kommentierte Aktion Tier die Zahlen zu den 180 Kooperationspartnern nicht. Angeblich erhalten nur noch die Hälfte der Kooperationspartner eine monatliche Unterstützung. Den größten Geldempfängern geht es aber sehr gut: Die Rumänientierhilfe und Tierheim-Tierhilfe von Sigurd Tenbieg sollen 288.000 Euro im Jahr erhalten. SOS Projects von Renate Thyssen-Henne dürfte gut 200.000 Euro im Jahr bekommen. Bei der Tierrettung München mit Dr. Evelyne Menges im Vorstand kommen angeblich fast 160.000 Euro pro Jahr zusammen.

Organe. Mitgliedschaftsrechte können bei Aktion Tier grundsätzlich nur über die Delegierten ausgeübt werden. Des Weiteren sind Wahlvorschläge spätestens zwei Wochen vor der alle drei Jahre statt findenden Mitgliederversammlung schriftlich einzureichen. Die ordentlichen Delegiertenversammlungen finden jährlich statt und nehmen zum Beispiel den Jahresbericht des Vorstandes und den Bericht des Wirtschaftsprüfers entgegen. Auch die Wahl und Abberufung von Vorständen sowie Satzungsänderungen werden von den Delegierten beschlossen. Zudem wählen die Delegierten den fünfköpfigen Beirat, der den Vorstand in allen wichtigen Vereinsangelegenheiten berät. Die Funktion der Delegierten ist deshalb ganz entscheidend. Wohl auch deshalb tauchen auf der CharityWatch.de vorliegenden Liste mit 69 Namen sehr viele Personen auf, die direkt oder indirekt Geld von Aktion Tier beziehen.

Service94. Frank Kroll mit seiner Service 94 GmbH aus Großburgwedel bei Hannover ist gut bekannt bei Aktion Tier. Die Agentur für Sozialmarketing und Fundraising ist für diverse Non Profit Organisationen tätig. Das Geschäft läuft gut, wie der Jahresüberschuss in Höhe von 322.000 Euro für 2007 zeigt. Seit Ende 2007 ist Kroll Vorsitzender des fünfköpfigen Beirats von Aktion Tier. Auf der Delegiertenliste taucht sein Name ebenso auf wie der von Elke Kroll und Karin Brodkorb, der Prokuristin bei Service 94.

Moventis und Concept. Michael Reichhardt ist mit zwei Firmen bei Aktion Tier aktiv: Concept Öffentlichkeitsarbeit für Vereine GmbH und Moventis Büro für kreative Kommunikation und Datenverarbeitung GmbH. Beide Firmen sitzen in Berlin am Kaiserdamm 97. Das ist auch die Adresse der Geschäftsstelle von Aktion Tier in Berlin. Die Moventis-Mitarbeiterin Alexandra Diezemann, ebenfalls Delegierte, ist bei Aktion Tier redaktionell für Vieles zuständig. Reichhardt ist auch Delegierter und war bis Ende 2007 Vorsitzender des Beirats. Das dürfte seinen lukrativen Aufträgen nicht hinderlich gewesen sein. Immerhin hat Concept von 2005 bis 2007 insgesamt über 1,5 Millionen Euro Bilanzgewinn ausgewiesen.

Karo. Als Studenten gründeten 1991 Holger Knieling und Michael Reichhardt die Firma Karo GmbH. Heute sind laut Handelsregister Michael Reichhardt und Frank Kroll die Gesellschafter der Firma. Allerdings beteiligten sich die Herren Knieling, Kroll und Reichhardt zum 1. Mai 2001 als atypisch stille Gesellschafter, wodurch ihnen Anteile am Unternehmensgewinn zustanden. Seit Herbst 2008 ist Reichhardt als Geschäftsführer ausgeschieden. Als Liquidator fungiert nunmehr Holger Knieling.

Umzug. Aktion Tier verfolgt nach eigenen Aussagen das Ziel, „mit unkonventionellen und dynamischen Methoden effektiven Tier-, Natur- und Artenschutz zu betreiben“. Dass Arbeitnehmerrechte nicht dazu zählen, zeigt der geplante Umzug nach Berlin. Laut einem Bericht der Augsburger Allgemeinen wurde allen Mitarbeitern in der Zentrale in Ziemetshausen gekündigt. Das Angebot, künftig in Berlin zu arbeiten, war nicht wirklich eine Alternative. Nach dem Grund für den Umzug gefragt, hat Aktion Tier erneut nicht geantwortet. Gleiches gilt für die gestellten Fragen nach einem Sozialplan für die gekündigten Mitarbeiter oder deren Know-how, das bisher die ordnungsgemäße Mitgliederverwaltung sicherstellte.

CW-Meinung. Der wohl größte Spendenskandal Deutschlands führte beim Deutschen Tierhilfswerk nicht dazu, dass sich der neue Vorstand durch Transparenzbereitschaft von den zweifelhaften früheren Machenschaften abgrenzt. Hinzu kommt die Weigerung, konkrete Fragen von CharityWatch.de zu beantworten. Dabei gäbe es bei den hier schon dargestellten Zahlungsströmen sehr viel zu erklären. Auch die Entmachtung der Mitglieder durch die Delegiertenstruktur trägt nicht zum Aufbau von notwendigem Vertrauen bei. Echte Kontrolle und Einflussnahme der Förderer sind offenbar immer noch nicht gewünscht


charitywatch vom 5.6.2009


 

SPIEGEL ONLINE

05.10.2009


TIERSCHUTZ
Geschäfte mit Dackelblick

 

Von Guido Kleinhubbert und Conny Neumann

Zwölf Millionen Euro sammelt die "Aktion Tier" jährlich an Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Doch nur ein Bruchteil kommt Tieren direkt zugute.

Ein Sommertag in Rosenheim, direkt im Zentrum: Der Mann im grünen Parka mit Pinguin-Emblem sucht Menschen, die ein Herz für Tiere haben. "Schauen Sie", sagt er und blättert in einer Mappe, "ist das nicht grässlich?" Er zeigt Fotos von zotteligen Ponys, Käfighühnern und Straßenhunden, so dürr, dass man die Rippen zählen kann. Bei so einem Anblick, souffliert der Mann, müsse man einfach helfen, oder?

Und helfen ist in diesem Fall nicht schwer: Am Info-Stand liegen Formulare bereit für eine Mitgliedschaft bei der "Aktion Tier". Nur vier Euro Mindestbeitrag im Monat kostet es, Ponys, Hühner und Hunde zu retten.

Überwiegend auf diese Weise hat die Aktion Tier in den vergangenen Jahren über 200 000 Mitglieder werben und Beiträge und Spenden in Höhe von etwa zwölf Millionen Euro per annum generieren können. Wie viel von dem Geld allerdings wirklich bei geknechteten oder unterernährten Kreaturen landet, ist unklar. Kritiker der Organisation behaupten, die Aktion Tier helfe vor allem der eigenen Vereinsspitze.

Tatsächlich ist die Aktion Tier aus dem Deutschen Tierhilfswerk (DTHW) hervorgegangen, das sich Anfang 1999 als eine wahre Geldmaschine aus dem Drücker-Milieu entpuppte. Kopf des DTHW war Wolfgang U., der in den neunziger Jahren über 50 Millionen Mark an Vereinsgeldern umleitete - unter anderem für den Erwerb einer Luxusvilla in der thailändischen Sex-Hochburg Pattaya. Für seine seltenen Besuche in der bayerischen Heimat hielt sich der Geschäftsmann eine imposante Fahrzeugflotte aus den Marken Porsche, Rolls-Royce und Ferrari.

Das Münchner Landgericht verurteilte Wolfgang U. und zwei Komplizen 2003 zwar wegen Untreue zu langen Freiheitsstrafen. Dem DTHW schadete der gewaltige Spendenskandal indes erstaunlich wenig. Die Sammelorganisation machte weiter, als wäre nichts passiert, und nannte sich 2006 in Aktion Tier um.

Aber auch unter neuem Namen kommen bei den Geschäften mit dem herzzerreißenden Dackelblick die Tiere womöglich wieder zu kurz. Einen Gutteil des Geldes sicherten sich die Geschäftsleute und angeblichen Tierfreunde Michael Reichhardt, Frank Kroll und Holger Knieling.

Knieling hat bei der Aktion Tier den lukrativen Posten des Vorstandsvorsitzenden inne - ein Job, der mit 6600 Euro Aufwandsentschädigung im Monat vergütet wird. Zudem ist er als Unternehmensberater für die Verlagsgesellschaft der Aktion Tier tätig, deren Geschäftsführer er ebenfalls ist. Immer, wenn der Berater Knieling den Verlagsgeschäftsführer Knieling beriet, stellte er pro Stunde 100 Euro Honorar in Rechnung. Dass Mitarbeiter der Aktion Tier gleich mehrfach kassieren, ist keine Ausnahme: So berechnet die Pressesprecherin des Vereins auch noch 300 Euro pro Monat für die Reinigung der Büroräume.

Von lukrativen Verträgen profitieren auch zwei alte Geschäftsfreunde Knielings: Reichhardt und Kroll, die selbst schon im Beirat der Aktion Tier waren. Sie sind Chefs der Firmen Concept und Service94 - und erhalten von dem Tierschutzverein zusammen knapp sechs Millionen Euro pro Jahr. Ihre Gegenleistung laut Geschäftsunterlagen: pro Monat 340 Aufklärungskampagnen für die Aktion Tier.

Dass so viele Info-Stände in deutschen Städten tatsächlich aufgeschlagen werden, scheint jedoch zweifelhaft. Für die Männer und Frauen, die in den Fußgängerzonen angeblich in erster Linie Informationsarbeit leisten, besteht ein großer Anreiz, möglichst viele Passanten anzusprechen. Denn sie bekommen für jedes neugeworbene Mitglied auch noch Provisionen. Das Geld für die "Erfüllungsgehilfen" Concept und Service94 sei gut angelegt, lässt die Aktion Tier wissen. Die Erfahrung habe gezeigt, "dass das direkte Vier-Augen-Gespräch eine nachhaltigere Wirkung erzielt als andere Formen möglicher Aufklärungsarbeit".

Es mag skandalös anmuten, wie die Aktion Tier mit Vereinsgeldern umgeht, illegal ist es aber wohl nicht. Der Verein stützt sich auf eine freiwillige externe Kontrolle durch eine Wirtschaftsprüfungskanzlei, die "ohne Ausnahme zu einer uneingeschränkten Bestätigung einer ordnungsgemäßen Mittelverwendung geführt" habe. Zudem wird in vielen Bundesländern auch gar nicht mehr geprüft, was für Vereine es sind, die auf Mitgliederfang in deutsche Fußgängerzonen ausrücken. Der Grund: Viele Bundesländer, darunter Nordrhein-Westfalen und Bayern, haben das Sammlungsgesetz abgeschafft. "Was eigentlich dem Bürokratieabbau dienen sollte, treibt vermutlich reihenweise Abzocker in die Innenstädte", klagt Stefan Loipfinger, Chef der unabhängigen Organisation charitywatch.de, die sich für eine bessere Spendenkultur einsetzt.

Richtig engagiert im Kampf gegen unseriöse Werber ist nur das Land Rheinland-Pfalz. Dort schauen zwei Mitarbeiter der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) den Spendenorganisationen auf die Finger. Prompt wurde der Aktion Tier im vorigen Jahr von der ADD die Genehmigung verweigert, in den Städten und Gemeinden des Landes um Mitglieder zu werben: Eine erste Überprüfung habe ergeben, dass es "erhebliche Zweifel an einer einwandfreien und zweckentsprechenden Verwendung der Spendengelder" gebe, schrieb die ADD.

Der Rheinländer Sigurd Tenbieg gründete in den vergangenen Jahren gemeinsam mit Familienmitgliedern und Freunden ein verworrenes Vereinskonglomerat. Von der Aktion Tier bekamen zwei Vereine, in denen Tenbieg aktiv ist, in den Jahren 2006 und 2007 insgesamt eine halbe Million Euro. Als die ADD Tenbiegs üppiges Netzwerk - zu dem der Bund Deutscher Tierfreunde, die Tierheim-Tierhilfe und der Tierschutzförderverein zählen - nicht mehr durchschaute und dem Bund Deutscher Tierfreunde das Sammeln und die Mitgliederwerbung in Rheinland-Pfalz verbot, zog Tenbieg vor das Verwaltungsgericht Trier. Dort kassierte der Tierfreund erst mal eine Abfuhr. Zu den Begünstigten der Aktion Tier zählt auch die Münchner Rechtsanwältin und CSU-Stadträtin Evelyne Menges. Die von ihr gegründete Tierrettung München bekam im vergangenen Jahr über 150 000 Euro überwiesen. Zudem wurde Menges für ihre Funktion als "Vereinsanwältin" mit stattlichen Monatspauschalen in Höhe von 7700 Euro bedacht. Die Juristin sitzt sogar im Olymp der bayerischen Viecherlfreunde, nämlich im Vorstand des Vereins SOS Projects, in dem Münchens Schickeria und Geldadel Tierliebe demonstrieren.

Die von der Millionärin Renate Thyssen-Henne gegründete Organisation wurde von der Aktion Tier regelmäßig mit hohen Zuschüssen gesponsert. Gemeinsam konnten Thyssen-Henne und Knieling zum Beispiel ein etwa eine Million Euro teures Tierheim mit angeschlossener Klinik auf Teneriffa eröffnen. Zum Einstand ließ sich Thyssen-Hennes millionenschwere Tochter Begum Inaara Aga Khan mit dem putzigen Hundewelpen "Joy" fotografieren - ein Bild, das prompt zum Siegeszug durch die bunten Blätter startete. Wenn es jedoch um einen Einblick in die Vereinsbilanzen geht, tut sich SOS Projects etwas schwerer. Stefan Loipfinger von charitywatch.de wurde die Erlaubnis dafür verweigert - eine eher unübliche Maßnahme.

Womöglich müssen aber selbst SOS Projects und die anderen engen Kooperationspartner der Aktion Tier bald kürzertreten. Der Vorstand der Aktion Tier will die Zuschüsse aus dem riesigen Einnahmetopf kappen. Auf einer der letzten Vereinsversammlungen gab das Gremium die Devise aus, zukünftig doch lieber noch mehr Geld in eigene Projekte zu investieren.

DER SPIEGEL 41/2009

 


Partnerorganisationen

An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die auf der website von "aktion tier - menschen für tiere" unter der Rubrik "Unsere Partner" aufgelistete Tierschutzorganisation "Tierfreunde Niederbayern e.V." in keinerlei Beziehung zu "aktion tier" steht und mit "aktion tier" auch nichts zu schaffen haben will. Abmahnungen, den Namen der "Tierfreunde Niederbayern e.V." umgehend von der Liste zu streichen, wurden einfach ignoriert. Es steht anzunehmen, dass mit anderen seriösen Organisationen auf ähnliche Weise verfahren wird, um das Renommee von "aktion tier" zu heben. www.aktiontier.org

Aktueller Nachtrag: Inzwischen wurde "Tierfreunde Niederbayern e.V." von der o.b. Partnerliste entfernt. Mit Schreiben vom 7.3.2010 wandte sich der Vorstand von "aktion tier" an "Tierfreunde Niederbayern e.V.", um Beschwerde gegen rage&reason (fka 4pawsnet) zu führen: die Rede ist von "falschen Behauptungen" und "bewußter Diffamierung", gegen die man sich "mit allen Mitteln juristisch zur Wehr setzen" werde. Nun denn: rage&reason sieht einer juristischen Auseinandersetzung mit "aktion tier" gelassen entgegen [Stand 9/2010].

 


NDR.de Das beste am Norden

Eine halbe Milliarde Euro werden wohl in Deutschland allein im Dezember gespendet. Aber Achtung: Auch fragwürdige Organisationen werben um Unterstützung. Markt deckt auf: Das Geschäft mit dem Mitleid (TV-Beitrag vom 9.12.2010 über die Geschäftspraktiken von "aktion tier").

 


 

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