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Arche 2000

Razzia: In einem der größten deutschen Tierschutz-Vereine sollen Hunderttausende Euro veruntreut worden sein

Seeth-Ekholt - Die "Arche 2000 Welt-Tierhilfe", einer der größten deutschen Tierschutzvereine, ist ins Visier der Justiz geraten. Die Staatsanwaltschaft Lübeck ermittelt gegen die Vorsitzende, den Geschäftsführer und 22 weitere Verdächtige wegen Untreue, Betrugs und Steuerhinterziehung. Die Tierschützer sollen Vereinsgeld in die eigene Tasche gesteckt und Mitglieder abkassiert haben. "Wir haben den Verdacht, dass große Summen beiseite geschafft wurden", sagt der Leiter der Abteilung Wirtschaftsstrafsachen, Oberstaatsanwalt Werner Spohr. Steuerfahnder und Staatsanwälte, Beamte des Bundeskriminalamts und 200 Polizisten haben jetzt die Zentrale der Tierschützer in Seeth-Ekholt (Kreis Pinneberg) sowie Geschäfts- und Privaträume in acht anderen Bundesländern durchsucht, darunter Hamburg, Niedersachsen und Bremen. Dabei wurden kistenweise Unterlagen beschlagnahmt. Ihre Auswertung dürfte mehrere Monate dauern, weil die Tierschützer ein kaum durchschaubares Organisationsnetz gesponnen haben. Zur möglichen Schadenshöhe machte Spohr keine Angaben. Insider vermuten, dass seit 1999 mindestens 500.000 Euro aus der "Arche"-Kasse für private Zwecke abgezweigt wurden. Geschröpft wurde der Verein offenbar mit mehreren Tricks. So sollen Mitarbeiter überhöhte Mietkosten angegeben, Leasing-Verträge für Autos frisiert und viel zu hohe Reise- und Fahrtkosten abgerechnet haben. Laut Spohr gab es zudem Barabhebungen vom "Arche"-Konto. Im Zentrum der Ermittlungen steht der Geschäftsführer des Vereins. Er soll die Strippen gezogen, Verwandte bei "Arche 2000" untergebracht und auch mit ihrer Hilfe Kasse gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft hat zudem Anhaltspunkte dafür, dass "Arche"-Mitglieder betrogen wurden. Der Verein soll bezahlte Beiträge nochmals angemahnt oder sogar abgebucht haben. Viele Mitglieder merkten nichts. Die Vorsitzende Christina Sultan aus Hamburg wäscht ihre Hände in Unschuld. "Ich habe nichts gemacht", sagt sie. Zu den Vorwürfen gegen Mitarbeiter äußere sie sich nicht. "Ich hoffe, dass die Justiz den Fall aufklärt." "Arche 2000" wurde vor zehn Jahren gegründet. Sie hat nach Angaben ihrer Vorsitzenden inzwischen 80.000 Mitglieder und betreut sieben Tierhöfe. Der Verein unterstütze 50 Kooperationspartner in Deutschland. "Arche 2000" kümmere sich so um weit mehr als 10.000 Tiere. Christina Sultan: "Ich hoffe, dass wir das alles irgendwie retten können." Bei anerkannten Tierschutzverbänden hält das Mitleid sich in Grenzen. "Arche 2000" ist umstritten, weil der Verein mit fragwürdigen Methoden wirbt. Zu spektakulären Tierrettungsaktionen wurden TV-Sender eingeladen. "Drückerkolonnen" keilen neue Mitglieder und treiben Spenden für den Verein ein, der nicht gemeinnützig ist. "Das ist eine gängige Methode", behauptet Vereinschefin Sultan. Es sei falsch, von "Drückern" zu sprechen. "Wir arbeiten mit Promotion-Teams." Derartige Haustür- und Telefonaktionen lehnt der Deutsche Tierschutzbund (DTB) ebenso wie andere Verbände ab. DTB-Sprecherin Marion Steinbach beantwortet die Frage nach der Seriosität von "Arche 2000" knapp: "Wir arbeiten mit diesem Verein nicht zusammen." Seeth-Ekholts Bürgermeister Otto Leverköhne wundert sich nicht, dass die Justiz bei "Arche 2000" nachhakt: "Der Verein soll nicht ganz sauber sein."

Hamburger Abendblatt

Ulf B. Christen www.abendblatt.de/daten/2004/06/05/303502.html vom 5. Juni 2004


"Arche 2000" im Visier der Ermittler - Mitglieder in großem Stil betrogen?

Die "Arche 2000 Welt-Tierhilfe" steht unter dem Verdacht, große Summen an Mitgliedsbeiträgen veruntreut und in private Taschen umgeleitet zu haben. Wie die Staatsanwaltschaft Lübeck bestätigt, laufen gegen 24 Personen Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung, des Betruges und der Veruntreuung. Die "Arche 2000" aus Seeth-Ekholt bei Tornesch hat nach eigenen Angaben 80.000 Mitglieder bundesweit. Seit der Gründung 1993 geriet der Verein immer wieder in die Schlagzeilen - seit 1998 vor allem wegen seiner dubiosen Mitgliederwerbung. Drückerkolonnen sollen auch noch in jüngster Zeit recht aggressiv auf Mitglieder zugegangen sein. "Sie sind doch auch gegen Tierquälerei, oder", wurde eine Leserin der Kieler Nachrichten auf dem Parkplatz eines Kaufhauses angesprochen und mit entsetzlichen Bildern geschundener Tiere konfrontiert. "Wer sich dem Ansinnen verwehrte, wurde gleich als Tierquäler abgestempelt. Also habe ich unterschrieben, obwohl mir keiner sagen konnte, wofür der Mitgliedsbeitrag von 10 Euro denn genau verwendet wird." Im Nachhinein habe sie dann erfahren, dass die Werber auf der Straße gar nicht mehr werben durften: Die Ordnungsbehörde hatte ihnen die Genehmigung entzogen. Also waren sie auf die Kundenparkplätze von großen Firmen ausgewichen, weil sie dort nur die Genehmigung der Geschäftsführer benötigten. "Gekündigt habe ich aber erst, als mir mein Mitgliedsbeitrag mehrfach abgebucht wurde. Man sprach zwar von einem Versehen, aber ich hatte sofort den Verdacht, dass da System hinter steckte", berichtet die Frau. Ein Verdacht, den die Ermittlungen nun zu bestätigen scheinen. Nachdem die Zeitschrift "Test" und die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein schon vor sechs Jahren warnten, Mitgliedsbeiträge und Spenden versickerten in dunklen Kanälen, hatten sich die Hinweise im vergangenen Jahr so gehäuft, dass Kripo und Staatsanwaltschaft eine Großrazzia vorbereiteten: Zeitgleich durchkämmten kürzlich 200 Polizeibeamte und sechs Staatsanwälte Privatwohnungen und Geschäftsräume in sieben Bundesländern. "In Schleswig-Holstein wurden dabei Objekte in Tornesch, Kiel, Plön, Lütjenwestedt, Norderstedt und Halstenbek durchsucht und umfangreiches Material beschlagnahmt", bestätigte gestern der Lübecker Oberstaatsanwalt Werner Spohr, "Steuerfahndung und Kripo werten jetzt aus und vernehmen die Verdächtigten." Dazu gehören neben der Vereinsvorsitzenden - einer Tierärztin - und dem Geschäftsführer weitere 22 Personen, die nicht alle unmittelbar an den Verein angebunden sind. "Es gibt offenbar ein verzweigtes Netz an Geschäftsbeziehungen. Es besteht der Verdacht, dass über diese Firmen Rechungen etwa für Reise- oder Mietkosten fingiert und die Gelder in private Taschen umgeleitet wurden", sagt Werner Spohr von der Abteilung Wirtschaftsstrafsachen bei der Staatsanwaltschaft Lübeck. Laut Informationen der Kieler-Nachrichten soll die "Arche 2000" zwar tatsächlich Geld in Tierschutzprojekte und an Tierheime gesteckt haben - die großen Beträge sollen jedoch woanders gelandet sein. Zum Beispiel in der Dominikanischen Republik, wo sie statt dem Tierschutz der Urlaubskasse einiger Beschuldigter zugute gekommen sein sollen. Welche Summe insgesamt veruntreut und hinterzogen wurde, ist laut Staatsanwaltschaft Lübeck noch offen. Insider gehen angesichts eine jährlichen Einnahme an Mitgliedsbeiträgen und Spenden von mehr als 5 Millionen Euro aber von einem Schaden in Millionenhöhe aus. Bei der Arche selbst meldete sich gestern niemand. Per Anrufbeantworter wurde man aufgefordert, seine Anliegen schriftlich einzureichen. Die Kieler Nachrichten kamen dieser Aufforderung nach, erhielten bislang aber keine Antwort.

kn Heike Stüben www.kn-online.de/news/regional/kiel_ki_31343137323838.htm vom 08.06.2004


 

 

Arche 2000-Betrugsskandal: Tierschützer distanzieren sich

Nachdem die Lübecker Staatsanwaltschaft gegen den Tierschutz-Verein "Arche 2000 - Welttierhilfe" wegen Veruntreuung von Mitgliedsbeiträgen ermittelt, gehen immer mehr Tierschützer auf Distanz und kritisieren die Methoden von "Arche 2000". So sollen die Aktivisten von Arche 2000 schon zehn Tage vor einer Aktion von den unhaltbaren Zuständen auf einen landwirtschaftlichen Betrieb in niedersächsischen Bremervörde gewusst haben. Man habe aber mit einer Anzeige bei der Polizei und dem Veterinäramt gewartet, da der Fernsehsender SAT 1 zunächst wegen anderer Termine kein Kamerateam zur Verfügung stellen konnte. Tierfreunde sprechen laut Medienberichten von einer "unglaublichen Verfahrensweise" und "unterlassener Hilfeleistung". Man hätte die Behörden unverzüglich informieren müssen. Nach einem Bericht von NDR 1 Welle Nord gibt es schon seit Jahren Kritik an dem Verein. Grund ist vor allem die aggressive Mitgliederwerbung. Dabei soll der Verein auch mit so genannten Drückerkolonnen gearbeitet haben. Außerdem habe sich Arche 2000 geweigert, die Finanzen offen zu legen.

 

http://ticker-kleintiere.animal-health-online.de/20040605-00002/ vom 10.6.2004


Tierschützer erschlich Millionen: "Arche2000"-Gründer festgenommen

Tornesch/Seeth-Ekholt - Gern ließ sich Eduard "Eppy" G. (49) aus Tornesch (Kreis Pinneberg) als großer Wohltäter für den Tierschutz feiern, doch offenbar hatte er nur den eigenen Vorteil im Visier. Etwa elf Millionen Euro soll er nach Angaben der Staatsanwaltschaft bei den bundesweit 60 000 Mitgliedern der Organisation "Arche2000" ergaunert haben. Jetzt wurde der Vereinsgründer in seiner Villa festgenommen. Vermutlich wollte G. sich mit den Millionen nach Spanien absetzen. Jetzt sitzt er in der Justizvollzugsanstalt Lübeck-Lauerhof ein. Die Staatsanwaltschaft in Lübeck wirft Eduard G. Betrug, Untreue und Steuerhinterziehung vor. Die Ermittler gehen davon aus, daß der 49jährige sich enorme Summen beschaffte, indem er per Lastschriftverfahren bei vielen Mitgliedern Vereinsbeiträge häufiger als vereinbart abbuchte. Vielen Tierschützern fielen die Mehrfachzahlungen offenbar nicht auf. Außerdem wird er verdächtigt, vom Verein unberechtigt Provisionen für Mitgliederwerbung kassiert zu haben. Mit dem Geld soll G. seinen überaus luxuriösen Lebensstil finanziert haben. Der Leiter der Abteilung Wirtschaftsstrafsachen der Lübecker Staatsanwaltschaft, Werner Spohr, bezeichnete Eduard G. als den "Macher" in den Vereinen "Arche Seeth-Ekholt" mit Sitz bei Elmshorn und "Arche2000 Strasburg" bei Pasewalk, die jetzt unter "Arche Nord" und "Arche West" firmieren. Die Wirtschaftsfahnder der Kripo Itzehoe untersuchen bereits seit Jahren die finanziellen Interna bei "Arche". Im Mai 2004 holten die Ermittler zum ersten großen Schlag aus: Bundesweit durchsuchten 200 Polizisten, Beamte des Bundeskriminalamtes und Steuerfahnder die Vereinsräume in Seeth-Ekholt sowie Wohnungen und Büros in neun Bundesländern (wir berichteten). Das Ermittlungsverfahren richtete sich gegen 22 Personen. Die langwierige Auswertung der sichergestellten Unterlagen erhärtete den Verdacht gegen Eduard G., so daß das Amtsgericht Lübeck schließlich den Haftbefehl erließ. Bevor von 1994 an das nahezu undurchschaubare Geflecht der Arche-Vereine entstand, lebte G. eher bescheiden. Nach der Hauptschule erlernte er einen kaufmännischen Beruf, verkaufte auf Wochenmärkten, verdingte sich als Fahrlehrer und leitete eine Im- und Exportfirma in Hamburg.

Hamburger Abendblatt

Wolfgang Klietz www.abendblatt.de/daten/2005/04/30/428194.html vom 30.04.2005


Tornescher veruntreute Millionen

Urteil: Sechs Jahre und neun Monate Haft für Arche-2000-Chef. Eduard "Eppy" G. (51) gab vor, armen Tieren zu helfen - und half vor allem sich selbst.

Tornesch/Lübeck: Mit dem süßen Leben ist es für den Tornescher Eduard "Eppy" G. erst einmal vorbei. Nach drei Prozeßtagen verurteilte die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Lübeck den selbsternannten Tierschützer aus Tornesch in einem spektakulären Betrugsverfahren zu sechs Jahren und neun Monaten Haft. Zuvor hatten der 51jährige und drei weitere Mitangeklagte eingeräumt, die Mitglieder der in Seeth-Ekholt angesiedelten "Arche 2000 Welt-Tierhilfe" um 9,2 Millionen Euro erleichtert zu haben. Die Masche war denkbar einfach: Mitglieder, die dem Verein eine Einzugsermächtigung für den Jahresbeitrag erteilt hatten, wurden doppelt und dreifach abkassiert. So waren bei einigen Betroffenen bereits 2003 die Beiträge bis über das Jahr 2006 hinaus bezahlt. Das gleiche Betrugssystem wandte der Angeklagte auch bei dem von ihm beherrschten Tierschutzverein "Arche 2000" in Strasburg nahe der polnischen Grenze an, wo ein Schaden von mehr als 950 000 Euro entstanden ist.

Mit Scheinbelegen durch eigens von ihm gegründete Firmen soll "Eppy" G. den Verein um 1,1 Millionen Euro erleichtert und das Geld zur Finanzierung seines Lebensstils genutzt haben. So ließ er sich laut Anklage eine Geburtstagsfeier mal eben 60 000 Euro kosten, er finanzierte einen Motocross-Rennstall und nannte eine Yacht, ein Mercedes Nobelcoupé und eine Finca in Spanien sein eigen. Vor Gericht hatte der 51jährige zwar betont, nicht die Absicht gehabt zu haben, jemanden zu betrügen. Allerdings gab er zu, immer über zu wenig Geld verfügt zu haben - und beschrieb das Geschehen als Karussell, das sich immer schneller drehte und irgendwann nicht mehr zu stoppen gewesen sei.

Der Absturz folgte im April 2005 mit der Festnahme. Seitdem sitzt der Tornescher in Untersuchungshaft. Aufgrund der Höhe der Strafe beschloß die Kammer den Haftbefehl aufrechtzuerhalten. Angeklagt waren 1292 Fälle von Betrug, der Untreue und der Steuerhinterziehung. In Sachen der Steuer-Straftaten (vier Millionen Euro Schaden) wurde das Verfahren angesichts der zu erwartenden Strafe für die übrigen Delikte eingestellt. Der Angeklagte hatte in seinem letzten Wort die Richter gebeten, ihn maximal zu vier Jahren Gefängnis zu verurteilen. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft eine doppelt so hohe Strafe gefordert.

Andrea M. (39), die Büroleiterin des Vereins, muß für drei Jahre hinter Gitter. Jens D. (40), der Vereinsvorsitzende, sowie Frauke H. (43), die das Büro des Tochtervereins in Strasburg leitete, erhielten jeweils eine zweijährige Bewährungsstrafe und müssen 300 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Alle Angeklagten haben die Möglichkeit, die Urteile in der Revision anzufechten.

Hamburger Abendblatt

Arne Kolarczyk www.abendblatt.de/daten/2006/02/08/531646.html vom 08.02.2006




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